Mein Streifenhörnchen Lotte ist 8 Jahre alt.
Und plötzlich entdeckten wir eine kleine Geschwulst am Bauch in der Nähe einer Zitze. Da es für uns so überraschen schnell kam, vermuteten wir zuerst eine Entzündung.
Eigentlich müsste ich jetzt mit ihr zum Tierarzt. Aber Lotte ist immer noch ein Wildtier, und beim Versuch sie zu fangen wird sie extremem Stress ausgesetzt. Daher haben wir in Absprache mit dem Tierarzt ein Antibiotikum (BAYTRIL® 2,5%) gegeben. Empfohlen wird laut Fachliteratur ca. 5-10 mg/kg/Tag, was bei Lotte ca. 0,5 - 1 Tropfen entspricht.
Jetzt war die Frage, wie wir Lotte dies am besten verabreichen. Dabei stellte sich heraus, dass Lotte morgens, bevor ich die Futterschale neu auffülle, den gereichten Keks (kleines Stück, ca. 1/2 Eurostück) sofort vertilgt.
Den Keks habe ich folgendermaßen vorbereitet:
- 3-4 Tropfen normales Wasser auf die Bruchkante geträufelt
- das Antibiotikum ebenfalls auf die Bruchkante geträufelt
- nochmal ein paar Tropfen Wasser drauf, damit das Antibiotikum besser verdünnt eindringen kann
Dieses eingeweichte Keks Stückchen wurde immer begierig genommen, und sofort gefuttert.
Leider ging die vermutete Entzündung nicht weg, und wurde auch nicht kleiner. Und das neuer Bild, welches wir der Tierärztin vorgelegt haben, deutete jetzt doch auf einen Tumor hin.
Wie bekommt man jetzt ein quirliges Streifenhörnchen, welches Jahre in einer großen Voliere lebt zum Tierarzt? Und wie bekommt man beim Tierarzt das Hörnchen wieder aus der Transportbox, ohne dass es eventuell entwischt?
Ich hatte Glück, dass Lotte im Oktober noch nicht im Wintermodus war, und sich wieder in der Erde vergraben hatte. Sie war nachts noch im Häuschen im Anbau. Dies konnte ich abends verschließen, und in meinem Wohnzimmer an eine Zimmervoliere anstellen. Hier hat sie 3 Tage bis zum Tierarzttermin gewohnt. Lotte war nicht sehr erfreut darüber. Kam anfangs nur zum futtern und trinken aus ihrem Häuschen.
Am Operationstag habe ich dann die Narkose-röhre mit einem Teil ihrer Watte voll gestopft, und die Röhre mit einem Handtuch verdunkelt. Die Röhre habe ich dann morgens vor das Loch des Häuschens gehalten und den Deckel von ihrem Häuschen ein wenig gelüftet. Lotte fühlte sich jetzt gestört und wollte weg. Also lief sie in die dunkle Röhre, in der Hoffnung, am Ende wieder raus zu kommen.
Aber da hatte ich auch schon das Rohr verschlossen. Und mit diesem Rohr (mit Klebeband gesichert), bin ich dann zum Tierarzt gefahren.
Das praktische an diesem Narkoserohr sind die Löcher in den Deckeln. Hier kommt das Narkosegas herein, und durch leichtes drehen der Röhre kann der Tierarzt sehen, ob das Tier schon narkotisiert ist.
Die Operation lief ohne Probleme, und dauerte ca. 1.5 Stunden. Die Tierarztkosten beliefen sich auf ca. 150 €.
Wieder zu hause kam Lotte zur Beobachtung wieder in die Voliere im Wohnzimmer. Hier bekam sie Schmerzmittel und Antibiotikum mit dem üblichen Keks Stückchen.
Nach ca. 10 Tagen war die Naht perfekt abgeheilt.
Also haben wir uns entschlossen, sie wieder in die größere Freiheit (Außenvoliere) zu entlassen. Das nahm sie auch freudig an.
Anfang Dezember ist Lotte auch wieder umgezogen. Sie hat sich wie fast jedes Jahr in der Erde ein Bau gebuddelt und hat ihre Watte und Nussvorräte ins neue Winterquartier geschleppt.
Und der nackte Bauch ist auch wieder mit Fell zugewachsen.
Hier schläft sie wieder den ganzen Tag. Ab und zu kommt sie raus, trinkt etwas und holt sich die neuen Nüsse.
Lotte geht es hervorragend. Und kann vermutlich noch ein paar Jahre ihren Lebensabend ohne Tumor genießen.
Nachtrag: Lotte ist im September 2021 verstorben.